Johannisfriedhof


Blick zum Grabhaus Lauterbach
Blick zum Grabhaus Lauterbach
Umgeben vom Grün - die Gemeindewiese
Umgeben vom Grün - die Gemeindewiese

Von der Stadtkirche aus gelangte man durch die Johannisstraße und das Johannistor zur alten Johanniskirche auf dem Johannisfriedhof - so war es bis 1938. Seitdem führt die heutige Straße des 17. Juni als neue Verbindungsstraße zwischen Fürstengraben und Steiger quer über das ursprüngliche Friedhofsgelände. Der Johannisfriedhof wurde 1307 erstmals urkundlich als Friedhof des Dorfes Leutra vor der Stadtmauer Jenas erwähnt. Der heutige Teil nördlich der Straße ist damit das älteste Friedhofsgelände Thüringens, das seine Bestimmung in den vergangenen mehr als 700 Jahren unverändert beibehalten hat. Die alte Johanniskirche fungierte seit der Reformation als Begräbniskapelle der Stadt Jena, bis sie 1811 mit einem Teil des Gottesackers von der Stadt Jena der katholischen Gemeinde geschenkt und 1822 als Pfarrkirche „Johannes Baptist“ wieder eingeweiht wurde. Im Friedhofsgelände steht seit 1693 die nach dem damaligen Landesherrn benannte Johann-Georg-Kirche, die 1743 als Garnisonskirche der neu aufgestellten Jenaer Garnison zugewiesen wurde. Seit 1946 dient sie als Friedenskirche zusammen mit dem 1836 errichteten Gärtnerhaus der evangelischen Ortsgemeinde als Gemeindezentrum. Auf der Gemeindewiese des Johannisfriedhofs werden gern Freiluftgottesdienste gefeiert, oft in ökumenischer Gemeinschaft; dort finden auch kleine Konzerte statt. Dieses Gelände ist ein Gotteshaus im Grünen für alle Menschen Jenas.

 

Wie Kirchengebäude erzählen auch Grabsteine viel über Thüringer und deutsche Geschichte, obwohl sie nicht reden können. Sie spiegeln mit der Ostung der Gräber, mit den Symbolen Kreuz, Sanduhr, Schmetterling und Totenkopf sowie mit den biografischen Angaben europäische Kulturgeschichte wider. Der Friedhof weitet durch seine Anlage als Erinnerungsort unseren Blick über den Tod hinaus und verleiht den Besuchern als gesegneter Ort der Besinnung und Ruhe inmitten der pulsierenden Stadt Trost und Kraft.

 

Das älteste Zeitzeugnis ist die durch den Straßenbau an ihre heutige Stelle versetzte Doppelstationstafel als Kreuzwegstation mit der lesbaren Jahreszahl 1484. Die älteste Grabtafel ist die Renaissancegrabtafel des Ehepaares Herwagen, das 1556 bzw. 1559 starb. Auf dem Johannisfriedhof wurden alle Jenaer Verstorbenen zur letzten Ruhe gebettet, bis 1889 die Bestattungen auf dem neuen, städtischen Nordfriedhof begannen. Die letzte Beerdigung auf dem kircheneigenen Johannisfriedhof fand 1950 statt. Seit 1981 wird der historische Johannisfriedhof als Denkmal geschützt und seit 2014 durch einen Förderverein gepflegt. Der Friedhof gehört zu den durch die Bundesregierung anerkannten 30 historisch bedeutsamen Friedhöfen Deutschlands.

 

Kontakt:

Der Förderverein ist über info@johannisfriedhof-jena.de erreichbar. Er freut sich über jede Hilfe bei seinen Arbeitseinsätzen, deren Termine auf der Vereinsseite www.johannisfriedhof-jena.de langfristig mitgeteilt werden; sie sind eine gute Einstiegsmöglichkeit in eine Gemeinschaft gleichgesinnter Jenaer und Jenaerinnen. Der Verein gibt mit den Heften seiner Schriftenreihe „Lebensskizzen“ Einblicke in das Leben einzelner hier Begrabener, wie z. B. Johanna Schopenhauer, Hans Berger, Karl von Hase, Carl Zeiß. Die Hefte können in den Jenaer Buchhandlungen und beim Vereinsvorstand erworben werden. Der Verein veranstaltet alljährlich am zweiten Septembersonntag gemeinsam mit der Kirchengemeinde den Johannismarkt als musikalischen Ökomarkt.

 

Text & Fotos: Theodor Peschke