Warum wir uns für die Innensanierung engagieren


Anfang April 1989

... ich war schon erstaunt, wie viele Jenaer in die Stadtkirche zu einer nichtmusikalischen Veranstaltung hinein gingen, aber es war Carl-Friedrich von Weizsäcker der da sprach.

Gespannt hörten wir seine Gedanken, die er, als 77järiger mit sagenhafter Kondition, in unsere offenen Ohren und Herzen brachte. Noch hörten viele ungläubig davon, das der Ost- West- Konflikt bald Geschichte sei und ein Problem der Zukunft der Nord- Süd- Konflikt werde.

Welch ein Prolog für den Herbst 1989 ...

Friedrich Bürglen


Seit einem halben Jahr arbeite ich in der Stadtkirche als Kirchenwächterin.

Besonders freue ich mich, wenn Kinder in die Kirche kommen. So waren schon mehrmals Schulklassen im Rahmen des Ethikunterrichts hier, um einmal eine Kirche von innen zu sehen. Die Lehrerinnen ließen sich darauf ein, dass die Kinder die ihnen gestellten Fragen an mich weiterreichten.

Nun will und kann ich nicht die „richtigen“ Antworten geben, z.B. auf die Frage „Warum ist den Christen das Licht so wichtig?“Eine kluge Frage, ich kann nur antworten, warum mir eine helle, vom Licht durchflutete Kirche wichtig ist.

Oder ich soll erklären, was die Farben in der Kirche bedeuten. Ich kann nicht antworten „Grün steht für die Trinitatiszeit“, sondern: die Farbe Grün ist für mich das Leben, Rot und Weiß bedeuten Freude und violette Tücher hängen in der Zeit der Stille vor Weihnachten oder Ostern. Wenn dann nach einem solchen Besuch im Buch steht: „Die Kirche ist wunderschön und man fühlt sich gar nicht allein“, merke ich, dieser Junge hat etwas vom Geist in dieser Kirche gespürt.

Kommen Sie doch auch mal in die Stadtkirche (wenn sie wieder geöffnet ist) und lassen sich Geschichten und Legenden aus der Stadtkirche erzählen. Es gibt so viele davon.

Katharina Elsäßer


Die Sparkassenkulturstiftung hat sich bereits finanziell an der Restaurierung der Körner-Fenster im Altarraum beteiligt. Und wir werden uns auch künftig nicht verschließen, wenn es um die Unterstützung dieser Pläne geht.

Was sich der Kirchbauverein vorgenommen hat - 350.000 Euro an Spenden einzuwerben – ist wie ein riesiger Fels, der vor den Füßen liegt und bewegt werden muss: Aber ich bin mir sicher:

Auch dieses Projekt wird einen glücklichen Abschluss finden – mit der Hilfe aller.

Martin Fischer


Ich bewundere Menschen, die sich selbstlos und überzeugt für Andere und/oder das Allgemeinwohl einsetzen.

Einer meiner Ausbilder hat einmal zu mir gesagt: "Wenn dich jemand um etwas bittet, bittet er dich nicht ohne Grund. Also hilf ihm!" Ich helfe gern.

In immer schnelllebigeren Zeiten ist es mir wichtig, an Nachhaltigem, Bleibendem mit zu wirken.

Die Sanierung des Wahrzeichens unserer Stadt gehört ganz sicher dazu. Da ich dies, dank der mir gegebenen Lebensumstände kann, hat Engagement für mich etwas mit Dankbarkeit zu tun.

Uwe Grunewald


Ich gestehe, wenn mich vor 1999 jemand nach "meiner" Kirche in Jena gefragt hätte, wäre es nicht die Stadtkirche gewesen. Als Student war ich dort zwar zu Orgelkonzerten, auch zum Weihnachtsoratorium und manchmal zu einem Gottesdienst, aber mein "Zuhause" war die Friedenskirche. Im Gärtnerhaus haben wir als junge Eltern mit unserer Tochter gelebt und neben dem Studium als Küster gearbeitet. Das hat auch emotionale Bindung geschaffen, die bis heute hält.

Eine bewegende und bis heute prägende Geschichte, die ich mit St. Michael verbinde, sind die Bilder von den Zelten des Kirchenasyls, die 1994 durch die Presse gingen. Da wurde sichtbar, Kirche redet nicht nur von Nächstenliebe und Einsatz für die Schwachen. Sie tut auch etwas, sie bietet denen Zuflucht, die darum bitten. Als Gemeinde in Gera und als Pfarrer hat uns das Jenaer Beispiel ermutigt, uns ebenfalls auf ein Kirchenasyl einzulassen, als eine Gruppe armenischer Flüchtlingsfamilien vor unserer Tür stand.

So ist die Stadtkirche St. Michael für mich bis heute auch ein Ort gelebter Nächstenliebe und der Suche nach dem Recht und der Würde der Schwachen.

Diethard Kamm


Ich engagiere mich für die Stadtkirche, weil mir die Renovierung des Stadtbildes Jena und die Wahrung des christlichen Gedankengutes, welches die Grundlage für unser heutiges Menschenbild ebenso wie für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung ist, wichtig sind.

Michael Mertin


Fast ist sie mir ein wenig fremd geworden mit ihrer neuen Haube, die Kirche, in denen ich in bewegter Zeit zu reden hatte.

Aber die neue Zeit bringt auch viel Renovierung und Glanz mit sich und so kommt es nun, daß man sich auch dem Innern zuwenden will. Ich wünsche viel Erfolg bei den anstehenden Arbeiten und, daß die innere Renovierung auch zu innerer Erneuerung beitragen möge.

Ulrich Kasparick


Erstmal bin ich natürlich durch den Kirchbauverein mit der Stadtkirche verbunden.

Die Stadtkirche ist wichtig für Jena. Deshalb helfe ich gern bei der Kirchenwache. Dabei kann ich viele nette Leute kennen lernen und ihre Fragen zur Sanierung beantworten.

Und weil mir die Stadtkirche so wichtig ist, kann ich auch gut erklären, wie notwendig die anstehende Innenraumsanierung ist.

Helga Drafehn


Als sich vor 15 Jahren der Kirchbauverein bildete und ich gefragt wurde, ob ich da dabei sein wolle, habe ich keine Sekunde gezögert. Überall in der Stadt war Aufbruch und Optimismus zu spüren, da sprang die arg renovierungsbedürftige Stadtkirche, die unseren wohl größten kulturellen Schatz darstellt, besonders ins Auge.

Seither ist mir die Renovierung der Stadtkirche ein ganz persönliches Anliegen geblieben. Vieles wurde vollbracht und ich werde nie vergessen, als tausende von Jenaer Bürgern das Aufsetzen der neuen Turmhaube verfolgten. Für alle, die dabei waren, war dies ein bewegendes Ereignis.

Jena hat an diesem Tag ein Stück seiner Identität zurückgewonnen.

Das Äußere der Stadtkirche wird einschließlich Brautportal 2011 komplett renoviert sein und die Kirche wird dann prächtig dastehen. Da kann das Innere nicht im derzeitigen Zustand bleiben. Nachdem nun auch noch die Heizung wegen irreparabler technischer Mängel ausgefallen ist, kommen wir um eine grundhafte Sanierung auch des Inneren der Stadtkirche nicht herum.

Mir ist bewusst, dass dieser Schritt nochmals einen gewaltigen Kraftakt bedeutet, der vor allem von den Bürgern unsrer Stadt eine nochmalige große Spendenbereitschaft verlangt. Aber ich habe in den Jahren, die ich in Jena lebe, eine so außergewöhnliche Bereitschaft zur Unterstützung erlebt, dass ich voller Zuversicht bin, dass wir auch diese Herausforderung bestehen werden. Ich selbst werde mich mit ganzer Kraft für dieses Ziel einsetzen.

Dr. Franz von Falkenhausen


Ein Mann Mitte dreißig und eine junge Frau, sie ist Anfang zwanzig, sitzen am Rand einer Pferdekoppel und sehen aus einiger Entfernung ihrem kleinen Bruder Nikolai beim Umgang mit den Tieren zu. Es ist ein schöner Sommertag. Die beiden kennen sich, seit Natascha denken kann, denn Peer ist ein enger Freund der Familie.

Natascha zeichnet gerade ein Bild von einem Pferd und sie hatte Peer gefragt, was in ihm vorgeht. Peer erzählt ihr von seiner Gedankenwelt, von seinen Träumen, seinen Ängsten, Befürchtungen und Hoffnungen. Er spricht über Konkretes und Abstraktes, von Dingen in nächster Nähe und aus noch ferner Zukunft. Und ganz selbstverständlich endet er in seiner Aufzählung mit dem Wunsch: "Ich möchte wissen, was Menschen denken, wenn sie beten."

Ich denke oft an diesen Satz, wenn ich in der Stadtkirche bin, wenn ich im Umfeld eines Gottesdienstes hier etwas zu tun habe oder selbst am Gottesdienst teilnehme. Immer wieder erlebe ich, dass Menschen in die Kirche kommen, die konkret und gezielt nach einem Ort der Ruhe und der Einkehr fragen. Andere setzten sich einfach in die Bank. "Was denken Menschen, wenn sie beten."

Die Stadtkirche St.Michael hat ein besonderes Flair. Für mich ist sie ein Ort des Gebets, der inneren Einkehr, der Ruhe und ein Ort an dem ich Gott suchen kann. Das ist nicht selbstverständlich und wirklich Arbeit, denn nicht selten wird diese Suche äußerlich gestört.

Es ist unangenehm kalt, es gibt störende Geräusche, es zieht, ... , alles Dinge, die mir die Konzentration schwer machen. Innere Einkehr, die Hinwendung zu Gott oder wenigstens die Abwendung von meiner Ich-Zentriertheit braucht einen äußerlichen Rahmen.

Damit dieser in der Stadtkirche St.Michael bald wieder gewährleistet ist, bringe ich mich ein. Ich bemühe mich um eine sachgemäße Ausstattung des Raumes und um eine angemessene gestalterische Umsetzung.

Unsere Kirche ist nicht irgendeine. St.Michael prägt das Stadtbild von Jena und sie prägt meinen Sonntag. Die Stadtkirche ist ein Ort des Glaubens und sie ist ein Weg zu mir selbst und ich würde mir wünschen, dass viele Menschen das von sich sagen können.

Erik Förster


Ich engagiere mich für meine Stadtkirche, weil sie mir persönlich Gegenstand und Symbol verschiedener prägender, besonderer Erlebnisse ist.

Mein Vater nahm mich als Jugendlicher mit in das Weihnachtsoratorium, dass ich in der Stadtkirche erstmals direkt live erlebte. Später besuchte ich allein oder mit Freunden die sommerlichen Orgelkonzerte.

Als Student habe ich noch zur DDR-Zeit neben anderen vom Cospedaer Maler-Pfarrer Dr. Lehmann organisierte Ausstellungen in der Stadtkirche eine Ausstellung von Chagall-Bibelillustrationen beaufsichtigt und betreut.

Die Stadtkirche war mit den Friedensgebeten und Demonstrationen 1989 Zentrum und Kristallisationspunkt der bewegenden Wendeereignisse in Jena.

Ein prägendes Nachwendeereignis war das Aufsetzen der Turmhaube, das ich mit vielen tausend weiteren Jenaern als lebendige Identifikation mit unserer Stadt, ihrer Geschichte und ihrer Kirche hautnah miterlebte.

Letztlich wurde unser Sohn vor einigen Jahren in der Stadtkirche konfirmiert.

Die Stadtkirche ist für mich in diesen Erlebnissen präsent, sie ist im Alltäglichen für mich auch der Ort der Sammlung und des Gebets, wenn ich in ihrer Nähe bin und meine Zeit es erlaubt, vielleicht für 10 Minuten meinen Arbeitsalltag zu unterbrechen.

Eberhard Hertzsch


Ich habe zwei Gründe, warum ich mich für die Innensanierung der Stadtkirche engagiere:

Zum einen ist diese Kirche seit Jahrhunderten ein Symbol für Jena. Ich halte es für wichtig, dass man Kulturdenkmäler – und für mich ist die Stadtkirche ein solches – erhält, und das sich Privatleute, Unternehmen und öffentliche Einrichtungen auch zu einem solchen Kulturdenkmal bekennen.

Der zweite Grund ist ein persönlicher: Ich bin als Student sehr gern mittwochs, 20 Uhr in die Orgelkonzerte gegangen. Dort konnte ich wunderbar entspannen und einmal richtig abschalten.

Dr. Michael Kaschke


Mein Mann wartete an diesem Sonntag auf mich in der Jenaer Stadtkirche. Die Johanniter feierten mit einem Gottesdienst den Johannistag. Er war schon seit Freitag in Jena, ich kam nach.

Zeitig brach ich in Georgenthal auf, um entspannt zum Gottesdienst zu kommen. Doch ich verfuhr mich heillos. Endlich in Jena angekommen, fand ich keinen Parkplatz. Der Schweiß stand mir auf der Stirn!

Gestresst und entnervt betrat ich die Kirche – und war überwältigt von den hohen Hallen, dem Rot und Weiß. Augenblicklich kam ich zur Ruhe und feierte einen wunderbaren Gottesdienst, mit den festlich einziehenden Johannitern. Am nächsten Tag kaufte ich mir ein Navi.

Alexandra Ripken

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