Marienkirche in Jenaprießnitz


Kirche mit „Herrentreppe“ zur Empore
Kirche mit „Herrentreppe“ zur Empore
Orgel von Adolph Poppe, 1855
Orgel von Adolph Poppe, 1855
Frühgotischer Chor und restauriertes Vortragekreuz
Frühgotischer Chor und restauriertes Vortragekreuz

Historie

Im Jahre 976 schenkt Kaiser Otto II. dem Hochstift in Zeitz u. a. „Kirchberg mit zwei Kirchen und einem Dorf“. Unklar ist, um welches Dorf es sich handelt und um welche weitere Kirche neben Kirchberg (heute Fuchsturmregion). Es könnte (Jena)Prießnitz sein; die Kirche war Lehen der Burggrafen von Kirchberg. Allerdings gibt es erst 1252/56 einen urkundlichen Nachweis. In dieser Urkunde wird Pfarrer Albrecht als Zeuge des Kirchberger Burggrafen Dietrich genannt. Im Jahre 1306 schenkte Burggraf Otto IV. von Kirchberg die Kirche in Prießnitz und die Kapelle auf der Burg Kirchberg dem Kloster Bosau bei Zeitz. 

Der heutige Chor unter dem Turm war Bestandteil eines Vorgängerbaus aus frühgotischer Zeit (Anfang 13. Jh.). Die Bedeutung der Urpfarrei Prießnitz als kirchliches Zentrum des Mittelalters wird durch viele Filialkirchen in Nachbardörfern unterstrichen, auch die Wallfahrtskirche Ziegenhain gehörte dazu. 

Im Kriegsjahr 1637 brach „in der Pfarrwohnung durch Domestiken des Schwedischen Criegsoberst Stallhaus“ Feuer aus; Pfarrhaus, Kirche, Schule und der größte Teil des Dorfes brannten ab. Bis Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde die Kirche mit viel Mühe wieder erbaut. Das heutige Kirchenschiff entstand 1856 als Neubau mit Emporeneinbau und Holzdecke.

 

Innenausstattung

Brandbedingt blieben nur das frühgotische Lanzettfenster an der Chor-Ostseite, das Kreuzgewölbe mit Christuskopf im rechteckigen Chor und ein gotisches Fenster an der Chor-Südseite erhalten. Die Farbverglasung dieser beiden Fenster gestaltete Harry Franke (1962). Die wertvollsten Ausstattungsstücke sind das gut erhaltene gotische Altarkruzifix und die im Jahre 1855 vom (Stadt)Rodaer Orgelbaumeister Adolph Poppe errichtete Orgel.

 

Restaurierung

Durch die Aktivitäten des Jenaer Kirchbauvereins erfolgte in den Jahren 2003/2004 die Neusetzung der außen liegenden Emporen-Treppe sowie deren Holzbedachung (Herrentreppe: Zugang der Männer zur oberen Empore). In den Folgejahren konnte die Kircheninnenwand ringsum wieder verputzt, Elektrik und Fußboden erneuert und der Innenraum mit neuem Anstrich versehen werden. Nach gründlicher Sanierung wurde die Orgel am 30. Sept. 2007 wieder eingeweiht (Initiative: Prof. Dr. Gottwalt Klinger). Im Jahre 2012 wurden die Westwand und im Jahre 2015 die Nordwand neu verputzt und gestrichen.

 

Text: Gerhard Jahreis, Fotos: Günter Widiger