Kunitz, St. Martin
Historie
Die erste urkundliche Erwähnung eines Parrochianus de Condiz (Pfarrer zu Kunitz) erfolgte 1239. 1406 besteht bereits eine Vikarie St. Martin. 1450 wurde der Pfarrei Kunitz die Kapelle der Gleisburg (Kunitzburg) übereignet. In einer Urkunde von 1491 fordert Dietrich IV., Bischof von Naumburg, seine Untergebenen zu Spenden für die dem Heiligen Martin geweihte Kirche auf. Bei Bränden von 1480, 1540 und 1764 brannte die Kirche jeweils mit dem Dorf ab. Nach dem Brand von 1764 konnte erst zu Martini 1773 das neu erbaute Kirchenschiff als Saalkirche mit zwei Emporen und Mansarddach eingeweiht werden. Der Kirchturm wurde 1858/59 nach einem Entwurf von Carl Spittel errichtet.
Innenausstattung
Der tonnengewölbte Saal mit seinen sparsam verzierten Emporen bietet Platz für eine große Dorfgemeinde. Einziger barocker Schmuck ist eine Stuckkartusche mit der Inschrift "Soli Deo Gloria" sowie die hölzerne Kanzel von 1792. Der steinerne Blockaltar stammt aus dem 15. Jh. Blickfang ist ein um 1500 durch einen unbekannten Maler geschaffenes Triptychon mit dem Motiv der Anbetung der Heiligen Drei Könige. Stifter ist ein Zisterzienser mit Bischofswürde. Die Anbetungsszene enthält Motive aus einem Tafelbild im Stift Klosterneuburg und der Nürnberger Pleydenwurff/Wolgemut-Werkstatt. Durch die Anordnung und Ähnlichkeit der dargestellten Personen- und Tiergruppe ist anzunehmen, dass der Maler des Kunitzer Retabels die Bildentwürfe des Klosterneuburger Tafelbildes zur Verfügung hatte und die Arbeiten der Nürnberger Werkstatt kannte. Es besteht die Hypothese, dass dieses hochwertige Retabel vom Kloster Pforta (heute Schulpforte) nach Kunitz kam.
Restaurierung
Ab 1970 konnte die Kirche infolge mangelnder Instandhaltung nicht mehr genutzt werden. Das Mansarddach brach ein und Fenster wurden zerschlagen. Teile der Innenausstattung, wie Orgel und Taufkannen, gingen verloren. Der Kirche drohte der Abriss. 1985 wurde durch Einwohner mit der Instandsetzung begonnen. Am 30. Mai 1998 konnte die Kirche wieder eingeweiht werden. 2010 wurden die Hartgussglocken durch Bronzeglocken ersetzt und 2012 das Triptychon einer Konservierung unterzogen.
Text: Gerd Fernkäse/Franz Nagel, Fotos: Gerd Fernkäse