Paulskirche in Wöllnitz


Außenansicht der Paulskirche Wöllnitz mit ihrem schwungvollen Barockgiebel
Außenansicht der Paulskirche Wöllnitz mit ihrem schwungvollen Barockgiebel
Poppe-Orgel aus der Zeit um 1860
Poppe-Orgel aus der Zeit um 1860
An der Kirche das Grab von Adolph Erdmannsdörffer, dem letzten Opfer einer Stoßmensur
An der Kirche das Grab von Adolph Erdmannsdörffer, dem letzten Opfer einer Stoßmensur

Historie

Wöllnitz, das seit 1946 zu Jena zählt, gliedert sich in Oberwöllnitz, Unterwöllnitz und Neuwöllnitz. 1216 wird Wöllnitz erstmals urkundlich erwähnt. 

In Unterwöllnitz beeindruckt den auf der Stadtrodaer Straße Vorbeifahrenden die barocke Wöllnitzer Paulskirche aus Muschelkalk. Sie wurde 1740 bis 1743 anstelle eines Vorgängerbaues als unregelmäßiger achteckiger Zentralbau errichtet (Baumeister Johann Wilhelm Hase). Es wird angenommen, dass der Ostchor noch aus gotischer Zeit stammt. Über dem Mittelraum erhebt sich ein achteckiger 20 m hoher Dachturm mit Schweifkuppel und Laterne, der Ähnlichkeit mit dem 1755 errichteten Turm des 12 Jahre jüngeren Jenaer Rathauses aufweist. Die Südseite der Kirche wird durch ihren schwungvollen Barockgiebel betont. Die Mauern der Kirche werden von flachbogigen Fenstern durchbrochen. Der Charakter eines Zentralbaus wird auch im Inneren der Kirche deutlich; zwei Emporenreihen aus Holz umlaufen den Mittelraum.

Im Kirchgarten befindet sich das Grab des letzten Opfers einer Stoßmensur, des Burschenschafters Adolph Erdmannsdörffer, der am 25. Juli 1845 seinen Verletzungen in Wöllnitz erlag. 

Ursprünglich hingen im Kirchturm zwei Glocken. Sie wurden 1814 aus dem Turm entfernt, da die Seitenwände der Kirche auseinanderzubrechen drohten. Heute sind zwei Stahlglocken von 1920 in einem Glockenhäuschen auf einer Anhöhe zwischen Ober- und Unterwöllnitz untergebracht. 

 

Innenausstattung

In der Kirche befindet sich eine Orgel, die in den Jahren 1859 bis 1861 von einem Mitglied der Orgelbauerfamilie Poppe aus (Stadt)Roda erbaut wurde. 

Vom Kircheninventar sind besonders die Taufschale aus dem 16. Jh. und das Kruzifix von 1743 zu erwähnen.

 

Restaurierung

1965 bis 1968: Instandsetzung und Restaurierung der Kirche. 

2014: Erneuerung der Dachkästen und Schallluken, Beheben der Schäden am Turm und an einer tragenden Holzkonstruktion. 

Die Poppe-Orgel war Bestandteil des Forschungsprojektes der EKM „Schimmelbefall an Orgeln in Mitteldeutschland“. 

 

Text: Sabine Fricke

Fotos: Günter Widiger und Sabine Fricke