Eine Rarität in der Region - mit einem Klangerlebnis aus der Hochromantik. Von Katja Dörn, TLZ

v.r.n.l Albrecht Rödiger, der u.a beim KBV Fördermittel einwarb. Elisabeth Wackernagel vom KBV, neben ihr Pfarrerin Jeannette Schurig und Superintendent Sebastian Neuß. Kleines Bild: Den Festgottesdienst begleitete Organist Franz Linke. Foto: Katja Dörn
v.r.n.l Albrecht Rödiger, der u.a beim KBV Fördermittel einwarb. Elisabeth Wackernagel vom KBV, neben ihr Pfarrerin Jeannette Schurig und Superintendent Sebastian Neuß. Kleines Bild: Den Festgottesdienst begleitete Organist Franz Linke. Foto: Katja Dörn

Hochromantische Zeiten brechen wieder in Oßmaritz an. lm Ortsteil der Gemeinde Bucha ist nach Jahrzehnten die Kirchenorgel in ihrer Schönheit zu hören. Die 1856 von den Gebrüdern Peternell aus Seligenthal bei Schmalkalden gebaute Orgel stellt eine Rarität dar, sind doch fast alle Pfeifen und Baustücke noch im Original erhalten.

 

,,Der Klang der Hochromantik spiegelt sich toll wieder, weil fast nichts verändert wurde", schwärmt Lukas Ehlert von der Firma Voigt Orgelbau zum Festgottesdienst. Er hatte zuletzt den Wiederaufbau begleitet, der anfangs einer Puzzleaufgabe glich.

2012 trugen Gemeindemitglieder mit den Orgelbauern die einzelnen Pfeifen aus einer Scheune, legten sie vor die Kirche und zählten. In den 1980er Jahren, als der marode Kirchturm repariert werden musste, wurde die Orgel ausgebaut und die Einzelteile in eine Scheune gelegt Dort lagerten sie mäßig gut, sagt Albrecht Rödiger, früherer Kirchenältester. Weil die eine Scheune zum Wohnhaus umgebaut wurde, kamen die Teile in eine andere Scheune. Irgendwann konnten wir es nicht mehr sehen und haben uns gesagt: Die Orgel muss da raus", sagt Rödiger.

 

Über Interessengemeinschaft Spenden eingesammelt

Also sichteten die Oßmaritzer ihre Orgel mit einem Sachverständigen, der den Zustand zwar als schlimm bezeichnete, aber Hoffnung gab: Fast alle Einzelteile sind vorhanden. Für eine Peternell-Orgel ist das eine Seltenheit. Erstmals konnte das Instrument schon 2016 erklingen, damals allerdings nur in einer abgespeckten Variante mit fehlenden Registern. Aber es wehte erstmals wieder Wind durch die Pfeifen.

Danach folgten noch Jahre des Spendensammelns über die „Interessengemeinschaft zur Erhaltung der Kulturdenkmale in Oßmaritz", um die vollständige Sanierung zu ermöglichen. 75.000 Euro, resümiert Albrecht Rödiger, kostete es insgesamt. Allein 22.150 Euro brachte die Kirchgemeinde über Spenden und Stifter als Eigenmittel auf. Die restlichen Gelder stammen aus Fördermitteln, darunter von Sparkassenstiftungen, der Denkmalpflege, landeskirchliche Gelder und Lottomittel vom Land. Der Kirchbauverein Jena brachte die ,,unkomplizierteste Förderung'', sagt Rödiger. Elisabeth Wackernagel überreichte eine Plakette, die auf das Wirken des Vereins in kleinen Orten außerhalb Jenas hinweist.

 

Nächstes Ziel; barrierefreier Zugang zur Kirche

Erstaunliche 637 Pfeifen sind in der Peternell-Orgel verbaut, für die bereits 2007 die Windlade als zentrale Steuergrundlage repariert wurde. Jetzt ist erstmals ein elektrisches Gebläse installiert, sodass der Organist nicht mehr treten muss.

Nach 15 Jahren haben sich die Bemühung also ausgezahlt. ,,Albrecht Rödiger hat Leib und Seele reingelegt", sagt Lutz Redlich, früherer Bürgermeister, dem wiederum Rödiger für seine frühere Bemühungen dankt. ,,Aber auch der neue Bürgermeister hat immer ein offenes Ohr für die Gemeinde", sagt Rödiger.

Es ist ohnehin ein feines Zusammenspiel im Ort, wenn es um das Gotteshaus geht. Ob gläubig oder nicht, als vor über 15 Jahren das Innere saniert wurde, packten viele Oßmaritzer mit an. Und weil es immer etwas zu tun gibt, steht der nächste Wunsch schon im Raum: Der Weg in die Kirche soll barrierefrei gestaltet werden.