Die Orgel der Kirche in Oßmaritz soll wieder klingen

Franz von Falkenhausen (3.v.l.) übergibt Scheck über 2000 Euro vom Kirchbauverein Jena für die Orgelsanierung in Oßmaritz an Albrecht Rödiger. Foto: Angelika Schimmel
Franz von Falkenhausen (3.v.l.) übergibt Scheck über 2000 Euro vom Kirchbauverein Jena für die Orgelsanierung in Oßmaritz an Albrecht Rödiger. Foto: Angelika Schimmel

OTZ: Lutz und Katrin Redlich können sich noch genau an das Weihnachtsfest 1999 erinnern. „Wir waren damals gerade in unser neues Haus eingezogen und wollten Weihnachten in die Kirche unseres neuen Heimatdorfes gehen. Doch dort standen wir vor verschlossenen Türen – und hinter den Fensterscheiben sahen wir nur Müll und Taubendreck“ erzählt der heutige Bürgermeister der Gemeinde Bucha, zu der Oßmaritz gehört, Franz von Falkenhausen.

Der Vorsitzende des Kirchbauvereins Jena erfuhr gestern auch, dass es noch einmal fünf Jahre gedauert habe, bis alt eingesessene und neu zugezogene Oßmaritzer genug Mut und Geld gesammelt hatten, sich an die Sanierung ihrer Kirche zu wagen.

„Doch dann ging alles ziemlich schnell“, erinnert er sich. „Das ganze Dorf hat mit angepackt, die Schutt- und Dreckberge aus der Kirche geschafft und Stück für Stück das Innere auf Vordermann gebracht. 2007 haben wir die sanierte Kirche wieder eingeweiht“, berichtet Albrecht Rödiger.

 

Er hat damals seine Nachbarn und Freunde motiviert, mitzuhelfen, und er ist auch der nimmermüde Initiator des aktuellen Projektes der „Interessengemeinschaft zur Erhaltung der Kulturdenkmale in Oßmaritz“. Die Frauen und Männer, die sich dort zusammengefunden haben, wollen der Kirchenorgel zu neuem Klang verhelfen.

An den Klang der Peternell-Orgel von Oßmaritz können sich nur noch wenige Menschen im Ort erinnern. Gudrun Rödiger gehört dazu. „Als Kind habe ich die Orgel bei Gottesdiensten noch singen gehört“, erzählt sie. Doch schon 1970, als sie ihren Mann Albrecht heiratete, war die Orgel stumm und die Kirche geschlossen. „Wir wurden dann in Jena getraut“.

 

Was für ein seltenes und wertvolles Instrument die Oßmaritzer Kirche besaß, das haben wohl nur wenige gewusst. Und es hat auch viel Mühe gekostet, Details zur Orgel herauszubekommen, räumt Albrecht Rödiger ein. 1784 soll die Kirche eingeweiht worden sein, 1856 dann haben die Gebrüder Peternell aus Seligenthal in Thüringen eine Orgel eingebaut. Die sorgte länger als 100 Jahre für die musikalische Untermalung der Andachten, wurde bei Hochzeiten, Taufen und Trauerfeiern gespielt. „Irgendwann in den ­1970er oder 80er Jahren wurde dann der Turm der Kirche saniert und dafür musste die Orgel ausgebaut werden“, berichtet Albrecht Rödiger. Die Einzelteile wurden in verschiedenen Scheunen der Bauernhöfe ringsum deponiert. „Sie waren oft Wind und Wetter ausgesetzt und sicher sind auch manche Teile abhanden gekommen. So erzählt man, dass damals die Kinder durchs Dorf zogen und mit kleinen Orgelpfeifen mächtig Radau machten“, sagt er. Den engagierten Gemeindemitgliedern ist es zu danken, dass 2012, mit fachlicher Unterstützung des Orgelbaubetriebes Voigt aus Bad Liebenwerda die Orgelteile aus den Gehöften geborgen und zusammengetragen wurden. Im Kirchturm lagern sie seither ordentlich aufgereiht und gestapelt.

 

Seitdem bemühen sich die Oßmaritzer, das Geld für eine Sanierung des Instrumentes zusammen zu bekommen. Rund 44 000 Euro würde dies kosten. „Mit 15 000 Euro kann sie der Orgelbauer so weit wieder herstellen, dass sie einmanualig bespielbar ist“, erklärt Bürgermeister Lutz Redlich. Mit viel Mühe und Engagement sei das Geld für den ersten Bauabschnitt bis jetzt zusammen gekommen, berichtet Albrecht Rödiger. Der Sportverein Oßmaritz 06 habe ebenso Geld gespendet wie Privatleute. Konzerte wurden organisiert und Kuchen zum Verkauf gebacken. Auch die Sparkasse und die Volksbank hätten sich beteiligt.

 

Mit der stattlichen Summe von 2000 Euro vom Kirchbauverein Jena, die Franz von Falkenhausen nach Oßmaritz mitgebracht hat, kann nun grünes Licht für die Orgelsanierung gegeben werden. „Wir engagieren uns besonders gern bei Vorhaben, bei denen wie hier der ganze Ort mithilft, die Kirche im Dorf zu erhalten“, sagt von Falkenhausen.

Wenn endlich auch die Genehmigung der Denkmalpflege aus Erfurt eintrifft, könnten die Orgelteile in die Orgelbauerwerkstatt geschafft werden. Holzschutz sei fällig bei den großen Pfeifen, und die kleineren Zinnpfeifen brauchen auch eine fachmännische Hand. Und dann ist da noch der riesige Blasebalg, dessen Gestell fast den halben Kirchturm einnimmt.

 

„Wir hatten gehofft, dass die Orgel zu Weihnachten 2015 wieder klingen wird, aber wir müssen uns wohl bis ins nächste Jahr gedulden“, sagt Rödiger.


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