Tombolaerlös

Mehr Platz auf der Tanzfläche: Bei den vergangenen Opernbällen war diese stets überfüllt, es herrschte regelrechtes Gedränge. Am Samstag aber kamen die Roben der Damen wenigstens richtig zur Geltung. Foto: Jürgen Scheere
Mehr Platz auf der Tanzfläche: Bei den vergangenen Opernbällen war diese stets überfüllt, es herrschte regelrechtes Gedränge. Am Samstag aber kamen die Roben der Damen wenigstens richtig zur Geltung. Foto: Jürgen Scheere

Die Tombola des ersten Opernballes unter neuer Leitung, der hinsichtlich der Besucherzahl noch nicht ganz den Erwartungen entsprach, erbringt trotzdem einen erfreulichen Erlös in Höhe von 2.150 €.


Lesen Sie mehr über den Opernball im TLZ-Artikel von Lioba Knipping vom 30. November 2015

„Frische Ideen“ für den ersten Opernball der Nach-Falkenhausen-Ära hatte Volker Grass angekündigt. Und jeder, der am Samstagabend das Volkshaus betrat, merkte sofort, was mit diesen frischen Ideen gemeint war. Das Foyer des Volkshauses war weiß möbliert mit Barstühlen und Tischen sowie Couch- und Sessellandschaften, die zum Verweilen einluden. Indirektes bläuliches Licht sorgte für eine angenehme Atmosphäre, man wandelte auf knallroten Teppichen, in ebenso knallrote Abendroben gewandete Ball-Hostessen begrüßten die Ankömmlinge, jedem wurde ein Glas Sekt überreicht.


Im Großen Saal waren die Tische weiß-silbern gedeckt, ja sogar die Stühle waren weiß eingehusst. Der erste Eindruck: Dieser Mann, der nun die Organisation des Jenaer Opernballs übernommen hat, hat einen guten Geschmack. Dass guter Geschmack auch teuer ist, darauf hatte Volker Grass bereits in seinen Einladungen verwiesen. Auch die Show-Einlagen kosteten. Die Folge: Die Eintrittskarten waren doppelt so teuer wie in den Vorjahren, was zahlreiche der einstigen Stammgäste abschreckte. So war denn dieser Opernball eher eine größere Familienfeier: zehn Tische, an denen jeweils zehn Gäste saßen, dazu nicht einmal die gleiche Anzahl an Wandelgästen, die das Menü nicht mit gebucht hatten. Einigen aber gefiel gerade dieser intime Charakter. Zwar hatte Franz von Falkenhausen zuletzt auch einen Besucherschwund zu beklagen, was letztlich dazu führte, dass er die Ball-Organisation aufgab. Dennoch konnte er bei seinem letzten Ball noch an die 400 Gäste begrüßen.


Wie schon bei den 16 Opernbällen zuvor begeisterte auch diesmal die Jenaer Philharmonie. Unter der Leitung von Oliver Weder, der seit 1997 den Thüringer Symphonikern und dem Musiktheater in Rudolstadt als Chefdirigent und Musikalischer Oberleiter vorsteht, lud das Orchester zu einer Entdeckungsreise durch das Reich der französischen Oper ein – von George Bizets „Carmen“ über Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ bis hin zu Jules Massenets Oper „Werther“ reichte die Palette. Arien wurden dargeboten von Judith Spiesser (Sopran) und Adam Sanchez (Tenor). Der berühmte und mitreißende „Can Can“ war ebenso zu hören wie die Arie der Puppe Olympia.


Thüringens Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) war von den Darbietungen besonders begeistert: „Die Jenaer Philharmonie ist ein tolles Orchester. Das war ein Höchstgenuss“, so Tiefensee. Der Minister versprach, er werde am morgigen Dienstag in der Kabinettssitzung einen Tagesordnungspunkt „Rückblick auf gesellschaftliche Ereignisse am Wochenende“ einführen und diese Leistung dort besonders hervorheben, wofür er großen Applaus erntete. Derweil konnten Franz von Falkenhausen und Ehefrau Gisela zum ersten Mal einen Jenaer Opernball richtig und gemeinsam feiern, ohne mit organisatorischen Dingen beschäftigt zu sein. Auch den Verkauf der Tombola-Lose hatten die Hostessen übernommen. Zuvor waren die Kirchbauvereinsmitglieder die halbe Ballnacht von Tisch zu Tisch gewandert, um diese an den Mann und die Frau zu bringen.

Die leider nur wenigen Stammgäste, unter ihnen Sabine Hemberger und Stefan Wosche-Graf, Eva und Reinhard Bartsch, Grit Pätzold-Gühne, Patrick Markschläger, Miriam Astutti sowie Jenas Alt-Oberbürgermeister Peter Röhlinger, waren gekommen, um die Arbeit des Kirchbauvereins weiter zu unterstützen und um dem neuen Opernball eine Chance zu geben. Spätestens mit dem Auftritt von Petra Zieger waren bei den meisten auch die letzten Zweifel beseitigt. Gegen vier Uhr am Sonntagmorgen waren immer noch Gäste im Volkshaus-Foyer, rockten und sangen mit bis sie „rausgefegt“ wurden.


Lioba Knipping kommentiert: Jedes Detail muss Chefsache sein

Die Mühe, die sich Volker Grass gemacht hat, hat sich nicht wirklich gelohnt. Der Jenaer Opernball, den er in diesem Jahr erstmals veranstaltet hat, glich einer größeren Familienfeier. Nur wenige der einstigen Ball-Stammgäste waren der Einladung gefolgt. Viele schreckten die hohen Eintrittspreise ab: 238 Euro für einen Platz am Tisch im Großen Volkshausaal, dazu Getränke und Tombola-Lose – da war man, wenn als Paar feiern wollte, schnell bei mehr als 500 Euro. Hier wurde ganz offensichtlich eine Grenze überschritten. Wobei: Die meisten der ehemaligen Ballgäste, wie beispielsweise Unternehmer und Vorstandsvorsitzende, hätten sich das durchaus leisten können...


Schade eigentlich, denn auch dieser erste Opernball der Nach-Falkenhausen-Ära war ein Benefizball, dessen Erlös – wie schon in den 16 Jahren zuvor – dem Jenaer Kirchbauverein zugute kommen wird. Und er war stilvoll. Mit viel Liebe zum Detail waren die Räumlichkeiten im Volkshaus hergerichtet worden, mit Sinn für das Besondere.

Lediglich das Menü, das wie immer aus der Küche des „Es­planade“ kam, ließ dem Vernehmen nach zu wünschen übrig. Gewöhnliche Hotelküche soll es gewesen sein, ohne Pfiff. Volker Grass sollte darauf beim nächsten Opernball achten, so es ihn geben wird. Die Speisenauswahl war bei Franz von Falkenhausen immer Chefsache. Zudem war die Wahl der Moderatorin nicht gerade glücklich. Jenas Ballgäste wünschen das Besondere. Erst recht zu dem Preis.


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